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WELT DER VERSUCHUNGEN_1. PREIS

  • STATUS: WETTBEWERB
    JAHR: 2024

„Künstlerisches macht Unsichtbares sichtbar und bietet Freiraum für Reflexionen und Gespräche.“ Unter diesem Gedanken plant die Stiftung „Welt der Versuchungen“ gemeinsam mit der Stadt Erfurt ein innovatives Ausstellungshaus, das interdisziplinär Gesundheit, Versuchung und Abhängigkeit thematisiert – Themen, die von Drogen bis Social Media reichen. Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Expert:innen aus dem Suchtbereich entwickeln hier gemeinsam Ansätze zur Suchtprävention, insbesondere für junge Menschen. Neben Ausstellungen bietet das Haus Räume für Workshops, kreative Gruppenarbeit und Fortbildungen, um Prävention und Vermittlung auf neuartige Weise zu verbinden, die Sichtbarkeit der Thematik im öffentlichen Diskurs zu stärken und sie neu zu positionieren.

Der Neubau des Ausstellungshauses am nördlichen Eingang zur Altstadt ist so positioniert, dass durch die Integration des Gebäudes und angrenzender Frei- und Verkehrsflächen ein markanter, zukunftsorientierter Stadteingang in die Erfurter Altstadt geschaffen wird. Der brachliegende Huttenplatz, geprägt durch wenige historische Bruchstücke und eine umschließende Stadtreparatur der Ostmoderne, soll sich durch das Ausstellungshaus zu einem lebendigen urbanen Zentrum entwickeln. Das Gebäude integriert die umgebenden Freiflächen in eine städtebauliche Gesamtidee, die Stadtlandschaft, Architektur und öffentliche Räume miteinander verbindet. Städtebaulich ordnen sich die kubischen Baukörper um einen zentralen Pation an und schaffen vielseitige Aufenthalts- und Begegnungszonen. Das architektonische und baukonstruktive Konzept folgt dem städtebaulichen Ansatz. Ein Rückgrat in monolithischer Bauweise mit Betondecken und Mauerwerk aus Recyclingziegeln bildet den funktionalen „Rücken“ des Hauses. Der Lichthof und die Erdgeschossdecke als Rippendecke entwickeln sich aus dieser Raumschicht. Ein transluzentes Wetterkleid aus Pressglasschindeln auf traditioneller Holzkonstruktion gewährleistet den konstruktiven Holzschutz. Die Fassade zeigt sich in einer wahrnehmbaren Tiefe und spielt mit der Versuchung, die Fügungen lesbar zu machen. Großformatige Panoramafenster ergänzen die Interaktion zwischen der Stadt und der „Welt der Versuchungen“. Das Erdgeschoss öffnet sich vollverglast zur Innenstadt hin.

Im Kontrast zur geschlossenen DDR-Bebauung wird der Huttenplatz neu interpretiert: als offener, grüner Raum, der Stadt und Natur verbindet. Diese „Dritte Natur“ steht für eine nachhaltige, resiliente Stadtgestaltung und schafft ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen Architektur und urbaner Landschaft.