FISCHBAR
- WEIMAR
STATUS: REALISIERT
BGF: 20 QM
JAHR: 2000
Sprottenbar - Jede Menge Aktivitäten, Attraktionen und Engagements werden in den Werkstätten entlang der kleinen Straße am Fluss geboten. Die Baulücke, mit direktem Zugang zum fließenden Nass, über die wir erst die feuchte Nähe spüren, sollte dabei nicht als Brache verkommen. Sommerlich wird die Witterung, besonders zu den späten Stunden der Ausstellungen, in denen Licht und Klänge das Flair mehr und mehr in die gewünschte Stimmung treiben, nicht sein, um auf dem Gras einen Aufenthaltsort als Treffpunkt zu gestalten. Nennen wir diesen Wunsch des Gesamteindruckes Hafenstimmung - Hafenviertelseitenstraßenstimmung. In dem Zeitfenster der Veranstaltung „ Hafenstraße“, einer Aktion junger Künstler, sollte ein Raum geschaffen werden, der innerhalb der Konzeption eine atmosphärische Basis bildet. Ein Ort, der zentral in der Hafenstraße gelegen einen Anlaufpunkt bietet, der zum Verweilen und zum Gespräch einlädt, der die Schaulustigen sammelt und die Elemente vermischt. Ein Hafenbecken. Kurz: eine Bar. Wir nehmen Vorhandenes. Die Sequenz, ein temporärer Innenraum, bietet sich als Idealvolumen an. Während auf der Straße erste Leitungen verlegt, Leuchten an die Fassaden gedübelt und die kleinen Lagerräume ausgemistet werden dreht sich oben knirschend eine Flügelmutter nach der anderen vom Gewinde. Demontage. Die Sperrholztafeln werden bezeichnet, die Leihpaletten werden nummeriert gestapelt, geschleppt, sortiert, wieder gestapelt.
Ziel ist die Dekomprimierung vorhandener Ressourcen. Die Kulisse ist vorerst durch ein Lagergebäude, als Fachwerkbau mit Ziegelfüllung scheinbar schnell beschrieben.Jedoch ist der Gebäudeteil Bruchstück einer langsam gewachsenen und verwachsenen örtlichen Werkstättenstruktur von der Jahrhundertwende bis in die neuere Zeit. Ein für diese Belange typisches additives Bauen prägt das Quartier. Damit ergibt sich ein Gesamtbild der Brühls aus einer Vielzahl von Teilen. Sequenzen sind Ausschnitte aus Teilhandlungen. Sie sind unvollständig. Damit sind sie vom Gesamtbild am weitesten entfernt. In ihnen fällt es dem Betrachter schwer den Zusammenhang eines Ganzen zu erkennen. Sequenzen sind somit frei von Bestimmung. Sie sind Ausschnitte, welche uns eine fast freie Weiterverwendung ermöglichen. Tritt eine Sequenz mit anderen Sequenzen und Ausschnitten in Kontakt wird sie zur Szene. Der Raum wird auf dem Platz montiert. Ein Schaufenster zur Straße, ein Zweites zum Fluss. Eine Plane als Dach. Ein Tresen im Inneren. Mit einfachsten Mitteln, die neu geordnet, sauber gefügt und strukturiert sind entsteht ein temporärer Pavillon. Eine Interimslösung, die exakt auf den Zweck zugeschnitten scheint und den Ort zusätzlich inszeniert. In seiner unbestimmten Länge könnte der Baukörper ebenso als Brücke fungieren. Der Innenraum verlängert sich über den Fluss und schwebt nun über der Böschung. In der Materialität des Vorhandenen, der horizontalen Anordnung der Holzpaletten wird der Ausdruck dieser Sequenz ideal dargestellt und in dem sauber eingeschnittenen schmalem Fensterband, welches das Innere erahnen lässt, unterstrichen. Das Wechselspiel zwischen dem robustem der Konstruktion als Sinnbild des rauen Umfeldes und der feinen Fügung spiegelt sich mit dem Inhalt der Veranstaltung. Die reduzierte bauliche Form wird mit Sprotten auf der Speisekarte und Korn auf der Getränkekarte ergänzt. Die große Drehtür schlägt einladend auf. Die Lichter gehen an. Als einen freundlich gelb leuchtenden Kubus nimmt man die Sequenz in der Abendsicht der Straße zwischen den simulierten Leuchtreklamen war. Durch den schmalen Lichtspalt an der Längsseite des Gebäudes schimmern die Silhouetten der Gäste. Angereichert durch die Geschehnisse des Events nimmt das Boot langsam Fahrt auf. Aufputschen des Kreislaufes des Gebäudes - Am Anfang diente der Organismus „Sequenz“ der Unterstützung und Verfeinerung des Vorhandenen. Ein sanfter Schrittmacher in der bestehenden (aber bereits umfunktionierten) Struktur. Mit seiner Umsetzung an den öffentlichen Ort erhöhte sich der Puls. Die Bedeutung des Äußeren erweiterte sich vom feinen Möbel zur städtebaulichen Maßnahme. Mit der hoch frequentierten Nutzung im Kontext der „Hafenstrassenaktion“, der Sichtbarkeit sowohl in der Straßenperspektive, als auch vom anderen Ufer und seiner Platz bildenden Stellung steigerte sich dieser Ort zu einer Art Zentrum. Als dieses Zentrum angenommen begann der Kubus zu leuchten, zu singen, zu glühen. So lag es auf der Hand, die Sequenz nach einem kontrollierten Abbau verglühen zu lassen. Unspektakulär, wiederum einem Sinn bringendem Zweck verpflichtet, Heizwert gewinnend.