projecticon

HAUS GRONAU

  • WEIMAR
  • STATUS: REALISIERT
    BGF: 180 QM
    JAHR: 2005-2006

Situation
Im Zusammenwachsen der Orte genießt der Friedhof des heutigen Ortsteils Oberweimar eine Lage, die aus der gewachsenen dörflichen Struktur in die sanft hügelige und bewaldete Landschaftlichkeit überleitet. Im Zusammenwachsen der Orte verlor die kleine Friedhofsverwaltung und Aussegnungshalle ihre Notwendigkeit. Die Ausgangssituation war nicht unbedingt selbstverständlich, bot aber nicht zuletzt durch die Ausstrahlung des vorhandenen Baus und die gute Lage ihre Reize. So situiert sich das Gebäude hinter einer stabilen Natursteinmauer zum Ort und steht zugleich an der Schwelle zur Landschaft. Ein idealer Wohnstandort. Durch Weitsicht und Konsequenz des Bauherren.

Substanz
Die bestehenden und bestimmenden Elemente des Freiraumes, die Natursteinmauer um das Grundstück, der Sockel des Gebäudes, der Bodenbelag im Eingangsbereich und das schwere Eisentor werden auch für die neue Nutzung als charmant und Identität stiftend erkannt und bis auf einige Reparaturen in dem Ausdruck ihrer gealterten Haptik belassen. Der Pflanzenwuchs wird auf das vorhandene Großgrün reduziert. Als nutzbare Substanzen des Bestandbaus erwiesen sich lediglich die Außenmauern und die Holzbalkendecke. Der fast quadratische Grundriss wurde bis auf die wirklich elementare Tragstruktur im Inneren radiert. Die senkrechten Lastabtragungen, die sich durch die Lage der Mittelpfetten behaupten und
die Situierung der bestehenden Öffnungen geben konsequent die Grund-und Aufrissgestaltung vor. An diesem genetischen Maß von fast zwei Metern Breite wurde das Innenleben des (nun) Wohnhauses weiter geschrieben. Die Potentiale des Bestandes wurden weitestgehend in die Konzeption integriert. Es galt einen behutsamem und trotzdem keinen demütigen Umgangston zu finden, der sich zum einen in der Erscheinung und zum anderen im innenräumlichen Zusammenspiel darstellt. Die Ergänzung soll eine Bereicherung des Bestandes bewirken, der Bestand eine Bereicherung der Qualität des Neuen ausmachen. In der äußeren Erscheinung wird der Bestandsbau als plastischer Körper dargestellt, dessen handwerklichen Feinheiten ausschließlich über die Profilierung beispielsweise von Dachkasten oder Fenster zum Ausdruck kommen. Der Bestand trägt ein helles Kleid aus feinem Putz. Dem Gegenüber hüllt sich die einfache aber markante Geometrie des Erweiterungsbaus in eine wahrnehmbare Haptik der Fläche.

Summe
Der Profit des Wohngefühls wird durch die Raumfolge der gemeinsamen Wohnbereiche gesteigert. Der breite, sehr hohe Flur bindet das offene Wohnzimmer großzügig an und lässt lange Blicke durch das Haus zu, die immer wieder auf neue Ausschnitte des Ganzen verweisen. Um diesen Flur lagern sich im Erdgeschoss Schlafzimmer, Bad, Gästezimmer und offene Küche. Diese Räume besitzen eine beabsichtigte geringe Grundfläche. Bei der inneren Erscheinung wird die Beziehung zwischen Alt und Neu nicht über die Oberflächen kontrastiert sondern auf eine zusammenhängende Wahrnehmung Wert gelegt. Die entstehenden diversen räumlichen Situationen werden somit beruhigt und konstant der Qualität des Wohnens untergeordnet. Dabei spielt die Wahl der Materialien ein wichtige Rolle. Sie sind in sämtlichen zusammen wahrnehmbaren Räumen kontinuierlich und sie entprechen den Nutzungen. In Oberfläche, Ausdruck und Festigkeit.