TERRA MINERALIA
- FREIBERG
STATUS: REALISIERT
BGF: 7.732 m²
JAHR: 2006 – 2008
Die Sammlung
Die TU Bergakademie Freiberg hat im Jahr 2004 die außerordentlich faszinierende Sammlung der Schweizer Pohl-Ströher-Mineralienstiftung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt bekommen. Mit diesem Stiftungsbestand, der in über 60 Jahren gewachsen ist, erfahren die traditionsreichen Geowissenschaftlichen
Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg eine enorme Erweiterung. Diese siebente Teilsammlung exzellenter Mineralstufen absoluter Weltspitze sind nach Qualität und Fundorten systematisch zusammengestellt worden.
Großes internationales Aufsehen erregte der Entschluss, diese Sammlung, die als größte private Sammlung der Welt gilt, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Reise um die Welt
Das Sammelgebiet des Fundus aus 80.000 Stufen schließt 5 Kontinente ein. Die Ausstellung als Reise um die Welt zu präsentieren lag nahe. Durch den gewählten Markennamen „terra mineralia“ konnten unterschiedliche Vermittlungsebenen einbezogen werden, die nicht nur eine Welt, sondern auch das Abbilden von Welten zuließen. Das Rückrat der Sammlung wird von 4 Kontinenträumen, Afrika, Europa, Asien und Amerika bestimmt. Hier bereist der Besucher an Hand der präsentierten Minerale die verschiedensten Länder mit ihren Fundorten. Mit der Differenzierung in den Raumszenen soll der Besucher verschiedene Standpunkte zum jeweiligen Kontinent und zum Schloss einnehmen:
Im Saal Europa werden die Minerale in einer homogenen Konstellation präsentiert bei der jede Vitrine trotzdem ein eigenes Thema entwickelt.
Im Saal Afrika wird der Versuch eines Überblickes unternommen. Der Kontinent wird an Hand ausgewählter Landschaften als topografisch vielfältig präsentiert. Die aus Datensätzen von sattelitenunterstützter Vermessung modellierten Landschaftsauszüge stehen für die technische Eroberung der Erdkruste.
Der Saal Amerika wird von dem Zitat des Spiegelkabinetts aus Zeiten Kurfürstlicher Repräsentanz bestimmet. In seiner unendlichen Weite stellt er den Betrachter ebenso aus, wie die Frage nach der Erkennbarkeit der Welt.
Im Gegensatz dazu wird im Saal Asien der Blick auf das Fundstück konzentriert. Das Reisen wird vom Entdecken im Raum getragen. Die von den Vitrinen begrenzten Gänge bilden ein Wegesystem mit Durchblicken und Plätzen.
In diesem Leitthema der Ausstellung wird der Besucher vom kontinentalen Reisen geprägt. Hier stehen die Schönheit der Fundstücke und die klassische Sammlungskultur im Vordergrund.
Reise in die Welten
Da jedes Sammlungsgut Fragen aufwirft und dem Reisen das Kennen lernen von Neuem immanent ist, sahen wir uns in der Herausforderung auf unterschiedliche Weisen Einblicke in die Welten um das Mineral zu entwickeln. Die Vielzahl der Fragen, vom Anfang der Welt bis zur Züchtung von Kristallen erforderte eine einschränkende Selektion. In Anbetracht des Charakters der Sammlung, herausragende Mineralstufen zu präsentieren, wurde eine zurückhaltende Sprache für die begleitenden Themen gewählt. Wir haben sie in scheinbar zufälliger Ordnung in die Kontinenträume eingeschrieben.
Die Reise zum Ursprung des Minerals ist auf 6 großen grafischen Flächen erfahrbar, die sich als Backlightflächen aus den Europavitrinen entwickeln. Aktive Displays können den Wissensdurst ergänzend stillen.
Die Zeitreise verfolgt das Ziel den Anteil ausgewählter Minerale in der Kulturgeschichte der Menschen zu beschreiben. Mineral und Anwendung werden in je einer Paarvitrine präsentiert. Da hier das Singuläre jedes Ausstellungsstückes erhalten bleiben sollte, wurde eine Kombination von flexibler Schriftfläche und sichtbarer Vitrine entwickelt.
Die Reise ins Licht führt den Besucher in einem abgetrennten Vitrinenraum. Der geschützte Bereich wird durch Vorhänge betreten, die als ein Zitat von Wandbehängen aus herrschaftlichen Schlosszeiten stehen können. Im Lichtwechsel von UVA, UVC zu Tageslicht sind verändernde Farbspiele ausgewählter Fundstücke wahrnehmbar. Dieses Faszinosum kommt einem Tauchgang in unbekannte Erdschichten gleich.
Mit Gulliversreisen können wir uns in ungewohnte Betrachtungs- und der Bezugsmaßstäbe begeben. Die wechselnden Dimensionen sollen so auf die verschiedenen Wahrnehmungs- und Erkenntnisebenen verweisen. Die Begehung eines Bergspaltes mit Fluoritdrusen führt den Besucher in eine 1:1 Welt. Mit einem 3-D Monitor wird die Reise in die Welt der mikroskopischen Dimensionen fortgesetzt. In der begehbaren Kristallstruktur eines Fluorits findet sich der Besucher in der Molekularstruktur wieder und verschmilzt in der unendlichen Reflektion mit ihr.
Antworten auf weiterführende Fragen kann der Besucher in einer Forschungsreise finden. Eine Ebene der im Schloss verbliebenen Speicherkonstruktion bildet die Schnittstelle und den Einblick in die Universitäre Forschung.
Reisebegleiter
Rüstzeuge und Reisebegleiter ergänzen den Aufenthalt in der Ausstellung. Sie bauen auf bekannten Gebrauchsmustern auf. Der Museumsshop und ein Cafe fungieren als Transitstation zwischen Ankommen aus dem Alltag und dem Reiseantritt in die Welt der Minerale. Mit der Einreise zur Aussichtsplattform wird die Welt an einer überdimensionalen Karte visuell mit dem Fernglas erfahrbar. Ein ungewöhnliches kinematisches Möbel stimmt auf die Ausstellung ein. Auf 4 Bildschirmen kann der Erdball mit digitaler Navigation zu den Fundstellen bereist werden. Steighilfen verschaffen Überblicke. Für persönliche Individualreisen stehen Reiseführer zur Verfügung. Inschriften, beispielsweise aller bekannten Minerale in der Schatzkammer, verdeutlichen die Komplexität der Materie. Akustische Hintergründe ergänzen das physische Wahrnehmen.