FORMSTEINE
1964 begann an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar die Entwicklung durchbruchplastischer Elemente für die Gestaltung von Wänden im Landschafts- und Grünanlagenbau. Gesucht wurde ein montagefähiges Betonelement, das sich für verschiedene Funktionsbereiche wie Kinderspielplätze, Sitzgruppen, Böschungsmauern, Steh- und Sitzterrassen, Raumteiler und Pflanzbecken eignet. Zu Beginn der 1970er-Jahre fanden durchbruchplastische Wände vor allem im Hochbau Anwendung, um mit vergleichsweise geringen Mitteln Gebäude in Plattenbauweise ästhetisch aufzuwerten. Die Professoren Hubert Schiefelbein und Siegfried Tschierschky entwickelten zusammen mit dem Bildhauer Eberhard Reppalt eine Reihe von Betonelementen, die sowohl dekorative als auch funktionale Anforderungen erfüllten. Hinsichtlich des Dekors mussten die Elemente so gestaltet sein, dass sie durch Drehung möglichst viele Kombinationsmöglichkeiten boten, ein reizvolles Spiel von Licht und Schatten ermöglichten und dabei keine konkreten Gegenstände darstellten. Der Grund: Bei der seriellen Anordnung würde ein möglicher Symbolwert an Bedeutung verlieren. Die optimale Variationsmöglichkeit erreichte man durch asymmetrisch gestaltete Elemente mit unterschiedlich großen Durchbrüchen. Aus funktionaler Perspektive wurden die Elemente so konzipiert, dass die Wandöffnungen den Blick diagonal in die Raumtiefe lenken, genügend Licht durchlassen, gleichzeitig aber vor neugierigen Blicken von außen schützen. Zudem musste die Konstruktion eine ausreichende Standsicherheit gewährleisten. Durch ihren dekorativen Charakter und das Prinzip der Reihung vermitteln die durchbruchplastischen Wände zwischen Monumentalkunst und Serienbauweise und prägten maßgeblich das Erscheinungsbild der Architektur in der DDR.
Jenseits des ostalgie-geprägten Retro-Designs können die durchbruchplastischen Elemente durchaus wieder für die Gestaltung von Wänden im Außenbereich eingesetzt werden, da die Modellierung des Lichts nach wie vor reizvoll ist und das Prinzip der Module gleichfalls eine Renaissance erfährt.