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INDUSTRIEMUSEUM

  • CHEMNITZ
  • STATUS: WETTBEWERB_3. PREIS
    BGF: 16.217 m²
    JAHR: 1997

Die „Kathedralen der Arbeit“ sind uns wertvolle Relikte aus einer Zeit unbeirrbaren Glaubens an den Fortschritt geworden. Sie sind Monumente der industriellen Revolution, einer Epoche von Prosperität und Wohlstandes, als auch Mahnmale der Grenzen und Endlichkeit von Wachstum und Produktion. Staunend steht der Betrachter vor den gigantischen Maschinen und Anlagen, verwundert über verschwenderische Fassaden und Architekturen, die repräsentativer Ausdruck des jeweiligen Unternehmens waren. Trotz der Größe und der Technik beschleicht den Betrachter ein romantisch-nostalgisches Gefühl an vergangene Zeiten, Geschichte wird gegenwärtig. Längst ist die Ästhetik der Industrieruinen und Produktionsdenkmäler in öffentliches Bewußtsein gedrungen und die Projekte und Versuche, diese zu erhalten, wurden immer häufiger. Künstler und Museen haben diese Welt des Verfalls für sich erobert und sie als Stätten der Kultur etabliert.

Chemnitz ist ein Ort, der exemplarisch für diese Industriekultur steht. Mit seiner langen Industrie-und Gewerbegeschichte war die Stadt im Zeitalter der Industrialisierung Pionier wirtschaftlichen Wachstums und technischer Innovation. Heute zeugen historische Produktionsstätten und herausragende Industriearchitekturen in beeindruckender Weise von der Blütezeit des „Sächsischen Manchester“. Besonders der Zug der Zwickauer Straße, an dem Fabrikschlösser und Avantgardearchitekturen der Industrie aufgereiht stehen, stellt ein geschlossenes Ensemble dar, das für sich schon Museumscharakter hat. Wichtig schien uns, die Linearität dieses Ensembles nicht zu unterbrechen oder zu stören. Die Abfolge bedeutender und sehenswerter Industriearchitektur wirkt fast wie eine Galerie alter Artefakte. Innerhalb dieses Ensembles stehen die markanten Giebelbögen der Harlaßgießerei/ Escher AG als charakteristisches Zeichen; als ein Zeichen, das keinen Zusatz mehr benötigt. Die Präsenz des Gebäudekomplexes bewirkt eine Art Unantastbarkeit, die Wirkung der alten Hallen steht für sich und will unberührt bleiben. Der Abstand zum Alten, Ehrwürdigen legt einen Neubau nahe, der zwar kontrastierend modern ist, aber nicht mit der vorhandenen Typologie in Konkurrenz tritt. Behutsam sollte der Eingriff sein, kein An- oder Umbau soll die alte Substanz beeinträchtigen. Die beeindruckende Größe der Scheddachhalle, die Vielfalt des Klinkers in der Fassade des Verwaltungsgebäudes(?) entlang der Straßenbiegung oder das Maschinenhaus(?) als Schatzhaus für die Arbeitergemälde der Künstlerin Martha Schrag, das alles braucht seinen Freiraum, seine Selbstreferenz. Das Museum ist sein eigenes Ausstellungsstück.