ERWEITERUNG BACHHAUS
- EISENACH
STATUS: WETTBEWERB_ANERKENNUNG
BGF: 7.380 m²
JAHR: 2003
Das Museum ist ein Grenzort – der einerseits Wohnhaus und andererseits öffentliche Institution darstellt. Eben an dieser Schnittstelle befindet es sich im urbanen Kontext der Stadt. Es muss sich in seiner Ausprägung dieser Lage stellen. Der Entwurf baut in allen Teilen auf dem Prinzip der Schichtung von Raum auf – Schichtung von städtischem Plätzen von öffentlich bis privat und von Wohnhaus bis Verwaltung. Die Ausweitung des zu beplanenden Gebietes als Mittel zur Neudefinierung des öffentlichen Raumes ist daher ein konsequenter Schritt. Das Museum wird somit eine Schwelle von Ober- zu Unterstadt. Es fasst den Frauenplan zur westlichen Wohnbebauung und schafft durch die Plateaus eine funktionale urbane Gliederung. Der Museumseingang erfolgt von der unteren Terrasse. Die Kubatur der neuen Gebäude zitieren die Volumenproportionen des umgebenden Stadtraumes ohne jedoch das Bild der Eigenverantwortung aufzugeben. Das Museum begreift sich als urbanes Puzzelstück. Wurzelt er im Boden und wächst mit sanfter Übersicht aus dem Quartier. Dabei setzen sich die Körper vom Umfeld ab, ohne sich in den Vordergrund zu stemmen und verbinden den Ort mit dem Selbstbewusstsein ihrer Funktion.
Übergang von Stadtraum in den Ausstellungsraum
Der Ankommende wird im gesamten Verlauf seines Besuches durch das Öffnungsverhältnis geleitet, das jederzeit einen Rückblick auf das Wohnhaus und die Stadt ermöglicht. Über die Eingangshalle sind sämtliche dienenden Funktionen verknüpft. In den unausgelasteten Zeiten ist es leicht möglich, diese aus dem zentralen Tresen mit minimalen Personal zu überblicken und zu bedienen. Eine Lichthalle inszeniert den Eingangsbereich und weckt die Erwartung auf die Ausstellung. Die Sonderausstellung in der Mitte beider Eingänge bietet auch Kennern eine Anregung zum Wiederkommen. Flexibel in Richtung Foyer erweiterbar im Anschluss an den Klanggarten ist sie mit räumlichen Mehrwerten versehen. Offen um als Bachpodium für die Stadt und ihren Gästen einen Rahmen zu geben.
Aus der Ausstellung des alten Bachhauses, die unbestreitbar recht eng ist, wird der Besucher von einem Panorama empfangen, einen kurzen übersichtlichen und hellen Rückblick zur Orientierung erhaschend, erschließt sich die Raumflucht der Ausstellungshalle. Diese wird durch ein großzügiges Oberlicht indirekt beleuchtet und über eine Galerie physisch mit der Museumsverwaltung verbunden. Nach dieser Raumschwelle gelangt man in den Hauptausstellungsraum und erfährt, in der zweigeschossigen „Lichtwand“ die großzügige Raumwirkung mit Verbindung zum Foyer, deren Lichtspiel und überraschende Höhenentwicklung schon zu Beginn der Reise neugierig gemacht hat.
Mit der Inszenierung sakraler Elemente sucht der Neubau, neben der Enge des Wohnhauses, auf die Schaffenskraft des Komponisten Bach eine weitere Reflektionsebene zu stellen. Die abschließende Freitreppe gleitet den Besucher entspannt zurück in das Foyer. Der Cafebereich und der Museumsshop gibt die Möglichkeit zum Rückblick und zum Verweilen. Blicke auf die Stadt – mit dem alten Bachhaus in der Flanke der Perspektive lässt es sich eine Weile verschnaufen.