projecticon

GRIMM ZENTRUM

  • BERLIN
  • STATUS: WETTBEWERB
    BGF: 37.500 m²
    JAHR: 2005

Das Jacob und Wilhelm Grimm Zentrum ist ein Haus für Bücher, für die Wissenschaft, für intensives Arbeiten ebenso wie für den Austausch, die Kommunikation; es bietet Orte zum Studieren wie zum Verweilen. Diese Orte lassen sich aus dem Stadtraum ablesen, denn in dem Maß wie das Gebäude seine Pflichten gegenüber dem Nutzer zu erfüllen sucht, verantwortet es sich dem Universitätsquartier Mitte. So fügt sich die Figur des Baukörpers dem Blockrand ein und stellt gleichzeitig eine signifikante Baumasse als Abschluss, Abschirmung zum Gleiskörper und Markierung dar. Dabei windet sich der Baukörper auf und bildet gegenüber der Bahntrasse auf Straßenniveau einen „Boulevard“, der von der Vitalisierung der Bahnbögen auf der einen Seite, vor allem aber vom Eingangsbereiches und den Kommunikationsfunktionen innerhalb des Gebäudes auf der anderen Seite bespielt wird. Es ist gut vorstellbar, weitere entsprechende Dienstleister in den Bögen unterzubringen und somit die urbanen Aktivitäten an die Georgenstraße zu binden. Ausschlag gebendes Leitbild ist es, diesen neu zu belebenden Straßenraum in die Gebäudetiefe zu ziehen. Somit werden die Eingänge von der Geschwister-Scholl-Straße und Planckstraße bereits im städtischen Maßstab bestimmt, der „Boulevard“ übernimmt innen- wie außenräumlich die Foyerfunktion des Gebäudes und des Quartiers. Dieser Ausrichtung folgt das gesamte Gebäude. Der Innenhof schiebt sich als verglaster Lesesaal bis zu den Gebäudekanten und präsentiert sich an den Straßenseiten als „Lichtgiebel“. Die Höhenversprünge der historischen Fassaden entlang der Geschwister-Scholl-Straße werden aufgenommen und mit drei unterschiedlich hohen Gebäudeteilen variiert. Ein Gebäude dieser Größe muss stark und fein sein und ein Gebäude wie das Grimm Zentrum in Berlin-Mitte muss im Herzen des Quartiers eingegliedert diese Eigenschaften an die Stadt zurückgeben. So entwickelt sich die plastische Durchbildung zugunsten einer einfachen Grundrissorganisation: in der Umgebung zu einem einprägsamen Baukörper im Stadt- und Blockgefüge und im Inneren zu einer übersichtlichen Raumstruktur.

Diese Raumstruktur wird durch ihre erlebbaren Parallelen bestimmt. Der Ausgangspunkt und damit die Eingangszone bildet der „Boulevard“ – ein Ort zur Begegnung und Kommunikation. Mit der Tiefe und der Höhe des Gebäudes zonieren diese Streifen zunehmend ruhigere Bereiche. Die Erschließungsschichten mit langen Kaskadentreppen flankieren dabei den Lesesaal. Eine einfache Orientierung an den Flügeln dieser Halle ist möglich, da stete Blick- und Raumbeziehungen die einzelnen Schichten miteinander verknüpfen. Charakteristisch für diese Halle sind die drei „Saalbecken“, die sich in den Nutzungsebenen der ersten beiden Obergeschosse herausbilden. Mit zunehmender Höhe verschmelzen diese Bereiche zu dem ablesbaren „durchgesteckten“ Lichthof. An dieses Zentrum lagern sich weitere Lesezonen zum ruhigen konzentrierten Arbeiten und mit abnehmendem Lichteinfall bilden die Freihandbereiche und Magazine das Fleisch um den Kern. Diese Anordnung erlaubt eine Orientierung der beiden oberen Gebäuderiegel zum Lichthof und damit weg von der Bahn. Der hohe vordere Körper kann sich nach Norden öffnen und bietet somit optimale Arbeitsbedingungen. Seine Höhe ist ausreichend, den niederen Körper zu verschatten und ihm somit ebenso günstige Vorraussetzungen zu gewähren. Ausschließlich die Verwaltung in den drei obersten Etagen orientiert sich weit über den Bahngleisen nach Süden.